Windpocken - eine oft unterschätzte Kinderkrankheit
Das Wichtigste in Kürze:
- Windpocken sind eine hochansteckende Virusinfektion.
- Typisch sind stark juckende rote Bläschen auf der Haut. Meist beginnt der Ausschlag am Rumpf und im Gesicht.
- Kinder ab 11 Monaten können gegen Windpocken geimpft werden.
- Wer einmal Windpocken hatte, ist lebenslang immun.
Windpocken oder Varizellen gehören noch immer zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Die meisten Eltern werden sie aus eigener Erfahrung kennen. Windpocken sind gekennzeichnet durch teilweise stark juckende, rote Bläschen auf der Haut. Die Krankheit ist äußerst ansteckend. Sie wird sowohl durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Lachen oder Husten übertragen, als auch durch direkten Kontakt mit dem Inhalt der Bläschen.
Windpocken – die Symptome und Krankheitsverlauf
Verursacher ist ein Virus (Varizella-Zoster-Virus). Die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der Symptome (Inkubationszeit) beträgt bei Windpocken zwischen 8 und 21 Tagen, ist also relativ lang. In der Regel treten die ersten Symptome jedoch etwa 14 bis 16 Tagen nach der Ansteckung auf. Im Anfangsstadium der Windpocken bilden sich typischerweise die juckenden Bläschen. Meist beginnt der Hautausschlag am Rumpf und im Gesicht und breitet sich dann auch auf Arme und Beine aus.
Die Bläschen durchlaufen eine Entwicklung. Zu Beginn sind sie diffus rötlich, bis sich eine mit virushaltiger Flüssigkeit gefüllte Erhebung bildet. Die Flüssigkeit ist zunächst klar und wird dann trüb. Nach einigen Tagen trocknen die Stellen, verkrusten und heilen ab.
Bis zum Abheilen aller Bläschen dauert es ungefähr zwei Wochen. Ansteckend sind Infizierte bereits 1 bis 2 Tage vor dem Auftreten des Hautausschlags und 5 bis 7 Tage nach dem Erscheinen der letzten Bläschen. In dem gesamten Zeitraum sollte der Kontakt zu anderen Personen gemieden werden – außer diese hatten selbst bereits Windpocken.
Windpocken – die Behandlung
Bei einer Windpocken-Erkrankung können nur die Symptome behandelt werden, allen voran der Juckreiz. Dazu gibt es Puder oder zinkhaltige Lotionen, leicht betäubende und juckreizlindernde Gele oder Tinkturen. Das Auftragen sollte mit einem Wattebausch oder -stäbchen erfolgen.
Fieber oder Unwohlsein kann, wenn nötig, mit Paracetamol gelindert werden. Ibuprofen sollte bei Windpocken nicht angewendet werden, da es durch Bakterien verursachte Hautkomplikationen begünstigt.
Achten Sie auf weite weiche Kleidung, die die Haut nicht reizt.
Seit beinahe 20 Jahren gibt es eine gut wirksame Impfung gegen Windpocken. Laut den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission soll sie im Alter von 11 Monaten entweder gemeinsam mit den Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln oder auch einzeln verabreicht werden. Die zweite, für einen vollständigen Impfschutz notwendige, Impfung folgt meist im Alter von 15 Monaten. Zwischen dem ersten und dem zweiten Impftermin sollen mindestens 4 Wochen liegen.
Die zweite Impfung ist sehr wichtig. Erst mit dem vollständigen Impfschutz lassen sich die meisten Erkrankungsfälle und schweren Verläufe vermeiden.
Die Impfempfehlung gilt auch für Jugendliche und Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen (z. B. Neurodermitis), wenn sie keine Windpocken hatten. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich unbedingt vor einer Schwangerschaft impfen lassen.
Die Zahl der Windpocken-Erkrankungen ist durch die Impfung deutlich zurückgegangen. Erkrankten vor 2004 jährlich etwa 750.000 Kinder und Erwachsene, waren es 2022 rund 10.000 Fälle.
Windpocken trotz Impfung?
Kurz nach der zweiten Impfung liegt der Impfschutz bei annähernd 100 Prozent. Eine Erkrankung ist dann kaum möglich. Doch mit der Zeit lässt der Schutz etwas nach. Daher können auch geimpfte Personen in seltenen Fällen an Windpocken erkranken. Dennoch haben diese Menschen dann einen Vorteil: Meist verläuft die Krankheit milder und das Risiko für Komplikationen ist gering.
Windpocken – bei Erwachsenen
Die meisten Erwachsenen hatten im Alter zwischen 2 und 10 Jahren selbst die Windpocken. Eine Infektion bewirkt lebenslange Immunität. Das bedeutet, dass man Windpocken kein zweites Mal bekommen kann.
Hatten Jugendliche oder Erwachsene im Kindesalter keine Windpocken, so können sie auch in höherem Alter noch erkranken. Bei ihnen verläuft die Erkrankung oft mit stärkerem Krankheitsgefühl, dauert länger und Komplikationen sind häufiger. Manchmal kann der Hautausschlag fehlen oder nur schwach vorhanden sein.
Windpocken – Komplikationen
Bei den meisten Kindern verläuft eine Windpockenerkrankung zwar mit Fieber und zum Teil starkem Juckreiz, sonst aber ohne weitere Komplikationen. Das Aufkratzen der Bläschen kann aber zum Problem werden. Die meisten schweren Verläufe betreffen Erwachsene.
Was hat Gürtelrose mit Windpocken zu tun?
Nach überstandener Windpocken-Krankheit überdauern die Viren in einem Ruhezustand in den Nervenzellen des Körpers. Nimmt die Funktionsfähigkeit des Immunsystems mit fortschreitendem Alter ab, können sie reaktiviert werden. Beim Wiederaufflammen der Infektion entsteht eine Gürtelrose. Diese kann von starken Schmerzen begleitet sein, die monatelang anhalten können. An Gürtelrose erkrankt in Deutschland Schätzungen zufolge jeder fünfte Erwachsene im Laufe seines Lebens.
Zur Vorbeugung einer Gürtelrose gibt es für alle Erwachsenen über 60 Jahre eine von der Ständigen Impfkommission empfohlene Impfung.