Impfung vergessen – und nun?
Die wenigsten Menschen haben immer im Blick, wann die nächste Auffrischimpfung ansteht, oder ob, weil ein bestimmtes Alter erreicht wird, weitere Impfungen von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden. Manchmal liegt es auch an Lieferengpässen für den betreffenden Impfstoff, dass die Impfabstände nicht wie empfohlen eingehalten werden können. Wenn Sie aus egal welchen Gründen auch immer mit einer Impfung in Verzug sind, stecken Sie nicht den Kopf in den Sand! Die gute Nachricht ist nämlich, dass Sie nicht mit dem Impfschema von vorne beginnen müssen. Aber fangen wir vorne an.
Was ist ein Impfschema?
Doch wie weiß man überhaupt, wann und wie viele Impfungen eines Typs gegeben werden sollen? Darüber gibt das für jeden Impfstoff gut getestete Impfschema Auskunft. Es gibt an, wie viele Impfungen (in der Regel zwischen einer und vier) in welchem zeitlichen Abstand durchgeführt werden sollen, um den optimalen Impfschutz aufzubauen. Daneben kann das Alter der zu impfenden Person, des Impflings, von Bedeutung sein: Manche Impfstoffe sind bereits für Säuglinge empfohlen, andere erst ab 12 Monaten oder noch später.
Für einen optimal ausgebildeten und möglichst lang andauernden Impfschutz sollten das Alter und die empfohlenen Impfabstände möglichst eingehalten werden. Die Abstände zwischen den Impfungen, die beispielsweise im Impfkalender der STIKO stehen, sind immer Mindestabstände, die nicht unterschritten werden sollten. Besonders der Mindestabstand zwischen der vorletzten und der letzten Impfung einer Grundimmunisierung (häufig sind das sechs Monate) sollte nicht unterschritten werden. Die letzte Impfung der Grundimmunisierung erfolgt in aller Regel in größerem Abstand als die vorhergegangenen Impfungen. Dieser letzte „Schuss“ dient für das Immunsystem quasi als Wiederholung des Gelernten, bevor es im Langzeitgedächtnis abgelegt wird. Beim Immunsystem sind für die Erinnerung so genannte Gedächtniszellen zuständig.
Jede Impfung zählt!
Größere Zeitabstände zwischen Impfungen gegen dieselbe Krankheit sind möglich, die STIKO, welche seit 1972 die Impfempfehlungen für Deutschland gibt, schreibt sogar:
„[Es] gilt grundsätzlich, dass es keine unzulässig großen Abstände zwischen den Impfungen gibt. Jede Impfung zählt! Auch eine für viele Jahre unterbrochene Grundimmunisierung oder nicht zeitgerecht durchgeführte Auffrischimpfung, z.B. gegen Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Hepatitis B, FSME muss nicht neu begonnen werden, sondern wird mit den fehlenden Impfstoffdosen komplettiert.“
„Aber dann reicht es ja, wenn ich eine Impfung bekomme und dann vielleicht erst wieder, wenn ich erwachsen bin!“, könnte man nun meinen. Doch das ist nicht sinnvoll. Versäumte Impfungen können zwar nachgeholt werden und den Schutz für die Zukunft verbessern – in der Zeit des nicht abgeschlossenen Impfschemas war der Schutz möglicherweise jedoch nicht optimal.
Manche Impfungen erfordern Auffrischungen, während andere, wie die gegen Masern und Mumps, mit einer Grundimmunisierung langanhaltenden Schutz bieten, während Impfungen mit Totimpfstoffen wie Tetanus und Diphtherie regelmäßige Auffrischungen benötigen.
Grundsätzlich gibt es Impfungen, die aufgefrischt werden müssen, und solche, bei denen das nicht notwendig ist. Für Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken (Lebendimpfstoffe) gilt, dass für einen guten Schutz zwei Impfungen als Grundimmunisierung notwendig sind. Da hier abgeschwächte, aber noch vermehrungsfähige Viren verwendet werden, durchläuft das Immunsystem alle Schritte, die es auch bei der Infektion mit dem sog. „Wildvirus“ durchlaufen würde. Aus diesem Grund hält der Schutzeffekt der Impfung sehr lange an, wahrscheinlich sogar ein ganzes Leben.
Bei Impfungen mit Totimpfstoffen (z.B. Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Pneumokokken) kann das Immunsystem über die Zeit wieder teilweise vergessen, was es während einer Grundimmunisierung gelernt hat. Daher ist bei diesen Impfungen eine Auffrischimpfung nötig. In welchen Abständen diese zu erfolgen hat (bei Tetanus und Diphtherie 10 Jahre), erfahren Sie bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin oder hier auf dieser Website.
Schnellschema – kurz und knackig, aber öfter
Wenn die Zeit für eine normale Grundimmunisierung nicht mehr ausreicht, weil beispielsweise eine Auslandsreise ansteht, oder es auf Grund anderer Lebensumstände nötig ist, dass kurzfristig ein guter Impfschutz besteht, gibt es bei manchen Impfstoffen Schnellschemata. Hierbei werden die Abstände zwischen den Impfungen der Grundimmunisierung gezielt verkürzt. Die Folge dieses Vorgehens ist, dass zwar schon nach kurzer Zeit der Impfschutz besteht, aber eine zusätzliche Impfung nötig wird, um den Schutz auch langfristig zu erhalten.
Fazit: Jeder, der sich impfen lässt, wünscht sich, dadurch vor einer Krankheit möglichst gut geschützt zu sein. Dazu sollten die Anzahl an empfohlenen Impfdosen und Zeitabstände sowie die Altersempfehlungen eingehalten werden.
Inzwischen gibt es zahlreiche Apps, die an fällige Impftermine erinnern. Und sollte doch einmal ein Termin vergessen werden, wird die Immunisierung schnellstmöglich fortgesetzt, denn jede Impfung zählt.